Nachdem bei unserer letzten Veranstaltungsreihe „Agile Breakfast“ das Thema API Economy dargestellt wurde und auf sehr reges Interesse gestoßen ist, möchte ich an dieser Stelle nochmals einen wesentlichen Aspekt für den Nutzen von APIs im Business Umfeld darstellen. Denn APIs sind ein ideales Medium, seine Kunden- und damit auch Umsatzkanäle deutlich zu erweitern.
Als die Begrifflichkeit API Economy vor einiger Zeit aufgekommen ist, habe ich mich – wie wahrscheinlich viele andere auch – gefragt, ob dies nun wieder eine neue Begrifflichkeit als Ersatz für das SOA-Thema ist.
Tatsächlich gibt es zwischen diesen beiden Themen einen hohen Überdeckungsgrad und in gewisser Weise ist SOA (serviceorientierte Architektur) eine sinnvolle Basis für eine funktionierende API Economy. In beiden Fällen geht es im Prinzip darum, konkret definierte Services (Funktionalitäten bzw. Daten) bereit zu stellen und diese möglichst einfach miteinander zu verbinden bzw. für andere Services bereit stellen zu können.
Der wesentliche Unterschied zwischen SOA und API Economy liegt in der eigentlichen Anforderung an die Services. SOA-Architekturen wurden und werden in erster Linie aus Sicht der IT entwickelt. Ziel war es, möglichst flexibel und leicht anpassbare Systeme zu entwickeln und miteinander zu integrieren. Die Anforderungen an die API Economy kommen im Gegensatz dazu vom Business – also aus der Fachlichkeit. Hier geht es darum, Informationen und Services mit Kunden und Partners auszutauschen um damit zusätzlichen Business-Value zu erzielen.

Was sind APIs genau und was ist eigentlich API Economy?

Ohne zu sehr ins Detail abzuschweifen, möchte ich nun kurz auf die Begriffe API und API Economy eingehen. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung und der Kundenanforderungen sind Dienstleistungen und Produkte heute geprägt von umfangreicher Datennutzung, steigender Vernetzung, integrierten Prozessen und hoher Individualisierung. Voraussetzung hierfür sind auf der einen Seite der Austausch von Daten und auf der anderen Seite die Kommunikation unterschiedlicher, verteilter Anwendungen. Damit dies möglich ist, müssen die Anwendungen allerdings „die gleiche Sprache sprechen“, unabhängig von der Architektur und Implementierung. Diese Sprache sind APIs – Application Program Interface – also die Schnittstelle zwischen Anwendungen auf Programmierebene. Waren APIs früher ein technisches Implementierungsdetail, sind sie heute die Grundlage der API Economy. Im Rahmen dieser werden Daten, Prozesse und Anwendungen intern aber auch mit Partnern, Lieferanten und Kunden geteilt, mit dem Ziel, den Businesserfolg zu erhöhen.

Von der APP zur API – neue Dimensionen der Interaktion

Nachdem die ersten Smartphones auf den Markt gekommen sind, haben viele Unternehmen schnell erkannt, dass diese nicht nur für Apps im Spieleumfeld interessant sind, sondern eine neue Möglichkeit der Interaktion mit dem Kunden bieten und ausgezeichnet als Verkaufs- und Service-Kanal genutzt werden können.
Gerade für Unternehmen im B2C-Umfeld wurde es immer wichtiger, Apps als zusätzliche Ergänzung ihrer Produkte und Dienstleistungen anzubieten.
Die API Economy ist nun der nächste zwingende Schritt mit Kunden, Partnern und Lieferanten zu interagieren. Mobile Apps sind ein ausgezeichnet Medium, wenn es um die Visualisierung von Informationen und Prozessen geht. Die fortschreitende Digitalisierung bringt aber immer neue Möglichkeiten der Interaktion. Bestes Beispiel sind die Assistenzsysteme der diversen IT-Giganten und die damit verbundenen Sprachsteuerungsmöglichkeiten. Seit ich bei uns zu Hause Amazon Echos in der Wohnung verteilt und eine Integration mit einer Einkaufs-App installiert habe, ist meine Frau ganz begeistert, wenn Sie die notwendigen Einkäufe nun per Sprachbefehl der App mitteilen kann und nicht erst das Smartphone suchen, die App starten und dann den Artikel erfassen muss.
Das Thema IOT – also die Vernetzung aller möglichen Geräte – bietet in einem solchen Szenario sogar noch mehr Möglichkeiten. Erkennt der Kühlschrank, dass die letzte Milch entnommen wurde, fragt er demnächst nach, ob Milch auf die Einkaufsliste gesetzt werden soll. In Verbindung mit KI-Technologien muss dann irgendwann gar nicht mehr nachgefragt werden, sondern der Kühlschrank erlernt das Verhalten seiner Nutzer.
Mittels APIs können also zusätzliche Kanäle etabliert werden, die insbesondere von Kunden immer stärker angefordert werden. Bei geschickter Nutzung können diese auch monetarisiert werden, so dass gleichzeitig neue Umsatzpotentiale gehoben werden können.

Mit APIs mehr Kunden gewinnen

Anders als mit APPs oder dem eigenen Internet-Auftritt wird im Rahmen der API Economy die Möglichkeit einer „rekursiven“ Kundengewinnung geschaffen. Drittanbieter von Services sorgen bei der Nutzung von bereit gestellten APIs quasi automatisch für neue Kunden und dies theoretisch ohne, dass man selbst weitere Investitionen vornehmen muss.
Bleiben wir bei unserem obigen Beispiel mit der Einkaufsliste. Angenommen wir sind ein Lebensmittelhändler und veröffentlichen diverse APIs, mit denen auf die Verfügbarkeit und die Preise unserer Produkte in den jeweiligen Filialen zugegriffen werden kann. Der Hersteller der Einkaufslisten-App findet Interesse an unseren APIs, weil er damit seinen Nutzern zusätzlich einen Preisvergleich anbieten kann. Damit würden wir potentiell zusätzlich die Nutzer der App als neue Kunden gewinnen. Die Entwickler der Einkaufslisten-App können nun auf die Idee kommen, diesen Preisvergleich wiederum als API zur Verfügung zu stellen. Hierauf könnte zum Beispiel der Hersteller von Kühlschränken zugreifen und diese in seine KI-Algorithmen einbauen. Damit würden wir mit den Kühlschrank-Nutzern wiederum potentiell neue Kunden gewinnen.
Im Rahmen einer funktionierenden API Economy kommt es darüber hinaus darauf an, dass man APIs nicht nur bereitstellt, sondern auch APIs von anderen Anbietern nutzen kann. Somit besteht in unserem Beispiel ggf. die Möglichkeit, dass wir als Lebensmittelhändler über die Einkaufs-App eine API bekommen, mit der man ermitteln kann, wie viele Nutzer ein Produkt aus dem eigenen Warenkorb in ihrer Liste haben. Diese Info könnte zum Beispiel für die Warenbewirtschaftung genutzt werden. Im Fokus der API Economy steht somit das Teilen, konkret von Daten, Prozessen, Ideen und sogar Kunden.

Fazit

Die Nutzung von APIs ist heute Rahmen der Digitalisierung absolut Business-relevant. Konkret ermöglicht die API Economy die eigene Reichweite zu erhöhen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und Kundenbedürfnisse schnell zu erfüllen. Damit wird der Einsatz von APIs im Rahmen der API Economy  zum Key-Wirtschaftsfaktor. Für Unternehmen ist es also enorm wichtig, sich Gedanken über die eigene API-Strategie zu machen, um so zukünftig am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

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